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„Ich inszeniere nicht, ich friere Momente ein”

Philipp Reinhard ist Fotograf. Sein Stil: sehr authentisch, sehr nah und sehr ehrlich. Seine Porträts erzählen eine Geschichte, was ist sein Erfolgsrezept?
8 Minuten
Von
Eileen Splitt
,
veröffentlicht am
5.1.2021
.
Fotos:
Jonas Holthaus

Teamfotograf des Basketball-Bundesligisten HAKRO Merlins Crailsheim und der deutschen Fußballnationalmannschaft, Filmemacher und ein richtig sympathischer Typ – das ist Philipp Reinhard. Wir treffen den Skateboarder, der früher Skateboard-Filme drehte und mit 16 im Spanienurlaub zufällig seine Leidenschaft für die Fotografie entdeckte. Was als Hobby begann, wurde zum Beruf. Heute hat er Lukas Podolski, Dirk Nowitzki und Bastian Schweinsteiger vor der Linse, die er in seinem ganz eigenen Stil porträtiert. An einem grauen Wintertag steht er ausnahmsweise mal bei uns vor der Kamera. Im Interview mit COVERED erzählt er, was das Geheimnis eines guten Bildes ist und wieso es auf das Bauchgefühl ankommt. 

Der 30-Jährige pendelt zwischen Berlin und Bad Mergentheim


COVERED: Hallo Philipp, schön dich hier in Berlin zu treffen. Wer sich ein wenig für Basketball oder Fußball interessiert, dem sind deine Arbeiten sicher schon einmal begegnet. Uns interessiert, wie du mit dem Thema Fotografie in Berührung gekommen bist und wie alles begann. Was war dein allererstes Foto?

Philipp: Sehr gute Frage. In meinem allerersten Sommerurlaub, damals mit 16 in Alicante, hatte ich nur eine alte analoge Kamera und einen Schwarzweißfilm dabei und ich habe ein kleines Mädchen fotografiert. Sie blieb vor mir stehen und schaute aus zwei Metern Entfernung direkt in die Kamera. Ich habe einfach abgedrückt. Das war der erste „Schuss”, an den ich mich erinnere. Bis heute ist es genau das, was meine Fotografie ausmacht: die Menschen und die Porträts. Dabei ist es immer die Persönlichkeit, ganz ohne Inszenierung. Alles was zu sehen ist, ist so passiert. Ich habe einfach nur die Möglichkeit ergriffen und abgedrückt.  

COVERED: Wie würdest du deinen Stil beschreiben? 

Philipp: Mein Stil ist sehr authentisch, sehr ehrlich, ich bin immer sehr nah dran. Ich arbeite nicht mit großen Brennweiten, ich versuche nicht weit weg zu stehen und mit einer großen Optik sehr nah heranzuzoomen. Ich versuche ein sehr ehrliches Interesse an meinem Gegenüber mitzubringen, um so nah wie möglich an die Person heranzukommen. Um in diesen wenigen Minuten, die man hat, ein wirklich besonderes Bild zu machen und einen ehrlichen Moment einzufangen.

Immer ein Auge für Details und Momente
„Nah dran sein ist besser”

COVERED: Warum ist es wichtig, nah dran zu sein?

Philipp:  Es ist wichtig für die Authentizität und Atmosphäre. Nah an einer Person dran zu sein, zeigt ernsthaftes Interesse und Vertrauen auf beiden Seiten. Das ist wie mit Freunden, mit denen man sich sehr gut versteht und kein Problem mit Nähe hat. Auf Abstand geht man nur zu Personen, die man nicht mag, da geht man eher einen Schritt weiter weg. Ich sage immer, nah dran sein ist besser und anders. Details sieht man nicht, wenn man weiter weg ist. Gerade bei einem Teamsport wie Basketball oder Fußball ist es so, je näher man dran ist, desto eher hört man was, sieht man was, spürt man was. 

COVERED: Wen hast du schon vor der Linse gehabt, was waren deine persönlichen Highlights?

Philipp: Einmalig waren die Shootings mit Dirk Nowitzki und die Zeit in Japan mit Lukas Podolski. Und natürlich die Nationalmannschaft, die ich jetzt schon lange Zeit fotografiere. Unvergessen sind auch die Basketballer der ersten Bundesliga (Anm. der Red.: HAKRO Crailsheim Merlins), mit denen ich aufgestiegen bin und die Fantastischen Vier, die ich backstage begleiten durfte. Das sind Sachen, die mir in den Kopf kommen, weil sie besonders eindrucksvoll waren und meinen Weg mit geprägt haben. 

„Ich inszeniere nicht,
ich friere Momente ein”

COVERED: Gibt es Porträts, auf die du besonders stolz bist? 

Philipp: Es gibt eine ganz interessante Serie aus Südtirol, wo das Trainingslager 2018 für die Weltmeisterschaft stattgefunden hat. Die Jungs haben Bilder für ihr Russland-Visum gebraucht. Ich habe sie vor dem Essen abgefangen und mir einen kleinen, schönen Spot gesucht. Ich wollte natürlich die geilsten Passbilder machen, die auf dem Visum funktionieren, für mich aber auch als Porträt durchgehen. Ich hatte 10-15 Sekunden für jeden und habe drei Mal abgedrückt. Die Jungs waren völlig ungezwungen und ungestylt: Keiner hatte sich schick gemacht oder war gepudert. Herausgekommen sind ungezwungene, sehr natürliche Porträts, die superschön geworden sind.

2021 bei den Olympischen Spielen und der EM als Fotograf dabei

COVERED: Wie wird man Fotograf der deutschen Nationalmannschaft?

Philipp: Man muss sich mit Leuten gut verstehen und es muss klicken. Außerdem sollte man natürlich den Sport mögen und lieben, was auf dem Platz passiert. Der Weg dorthin war relativ untypisch, ein absoluter Zufall. Ich hatte jemanden von Leica kennengelernt und war nach einem gewonnen Foto-Workshop auf deren Radar. Irgendwann haben sie mich angerufen und wollten, dass ich zwei, drei Moodboards fertig mache, ohne zu sagen, für wen oder was. Ich habe ein paar kleine Präsentationen gemacht und im Nachhinein stellte sich heraus, dass es sich um eine gemeinsame Nummer zwischen dem DFB und Leica handelte. Besonders junge Talente sollten gefördert werden. Und ich war 24 und hatte die Möglichkeit, ein Autogrammkarten-Shooting und eine Reportage rund um die Europameisterschaft 2016 zu schießen. Ich glaube, das Spiel Deutschland-Polen ging 3:1 aus: viele Tore, viele Emotionen. Die Bilder kamen gut an. Die nächste Gelegenheit kam dann mit dem Abschiedsspiel von Bastian Schweinsteiger. Ich war dabei und habe das Spiel und das letzte Training von Basti begleitet. Nach und nach haben wir uns öfter getroffen und für mich die Stelle als Teamfotograf geschaffen.

COVERED: War Fotograf werden schon immer dein erklärtes Ziel oder bist du da zufällig reingeraten? 

Philipp: Das war absoluter Zufall. Ich wollte eigentlich immer Filmemacher werden. Ich habe Skateboard-Filme gedreht. Die Fotografie war eher ein Nebenprojekt. Vielleicht war das am Ende das Erfolgsrezept. Ich habe einfach jahrelang das gemacht, was ich gut fand. Dabei ist auch mein ganz eigener Stil entstanden. Ein Stil, der auf Nähe basiert, sehr sportorientiert ist und sich voll auf den Menschen konzentriert. Ich hatte nie diesen Zwang, Menschen zu inszenieren, sondern habe einfach Momente eingefroren. Dafür steht meine Fotografie auch heute noch. 

Nichts inszenieren, auf das Bauchgefühl hören und nah dran sein, das ist sein Erfolgsrezept

„Auch für mich ist jede Niederlage ein Schlag in den Magen”

COVERED: Sport ist eine sehr emotionale Sache, himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt liegen nah beieinander, wie fängst du Emotionen ein, wie gehst du mit Emotionen um?

Philipp: Ich war beim ersten Spiel von Lukas Podolski in Japan und saß am Spielfeldrand. Erst lagen sie zurück und ich hatte Angst, dass wenn die Jungs das Spiel heute verlieren, sich kein Mensch mehr für die Bilder interessiert. Lukas Podolski machte dann aber zwei Bälle rein und sie gewannen 3:2. Mit diesen Toren kamen jede Menge Emotionen ins Spiel. Da kommt dieser Lukas Podolski nach Japan und bringt den Sieg. Die Leute sind ausgeflippt. Darauf hatten sie gewartet. Es hätte aber auch anders laufen können. Man darf sich nicht zu sehr mitreißen lassen, weil man in diesen Momenten am Start sein muss, um die Emotionen, die schon nach einer Sekunde abgeklungen sind, einzufangen. Man muss immer abschätzen, was gleich passieren könnte. Man fragt sich dann: Wo stehe ich? Bin ich jetzt bei den Fans? Bin ich bei der Trainerbank? Oder bin ich irgendwo an der Eckfahne und hoffe, dass da gejubelt wird? Ich kann in diesem Moment nicht als Fan mitjubeln, sondern muss ihn mit der Kamera einfangen. Das gilt auch, wenn das Spiel verloren wurde. Auch wenn die Stimmung schlecht ist, ist es gut, zwei, drei Bilder zu haben, um auch diese Momente ehrlich einzufangen. Nur nerven darf man nicht. Keiner will nach einer Niederlage groß porträtiert werden, gerade wenn sie noch sehr bitter war. Von daher muss man auch ein gutes und großes Bauchgefühl und Gespür für Momente und Situationen mitbringen.

COVERED: Wie bewahrt man einerseits die Distanz, schafft aber andererseits authentische Porträtaufnahmen, auch in schlechten Momenten?

Philipp: Das Wichtigste ist, Mitgefühl aufzubringen. Klar, muss ich ein Bild machen, auch wenn man 3:0 verloren hat. Dann klatscht du aber keinen ab und sagst: „Hey, geiles Spiel!” und versuchst eine gute Stimmung aufzubauen. Ich versuche dann eher unauffällig aus der Hüfte heraus etwas zu dokumentieren. Auch für mich ist jede Niederlage ein Schlag in den Magen. Ich versuche mich aber, so weit wie möglich, davon von freizumachen.

„Fotos müssen Geschichten erzählen”

COVERED: Was ist das Geheimnis eines guten Bildes?

Philipp: Mir geht es nicht darum, das schärfste oder technisch perfekte Foto zu machen, das ist zweitrangig. Für mich ist es wichtig, dass das Foto eine Geschichte erzählt und Emotionen beim Betrachter auslöst. Auch ein sehr emotionales Bild mit einem schlechtem Hintergrund, bei dem die Schärfe nicht sitzt, kann gut und wichtig sein.

Sport ist seine Leidenschaft

COVERED: Was sind deine Träume? Wen willst einmal ablichten, was willst du noch in deiner Karriere erreichen?

Philipp: Legenden wie Niki Lauda oder David Bowie wären Persönlichkeiten gewesen, die ich gern porträtiert hätte. Und Michael Jordan oder auch Barack Obama vor die Linse zu bekommen, wäre überragend. Den Traum, Dirk Nowitzki zu fotografieren, habe ich mir schon erfüllt und ansonsten wäre es einmalig, einen Spieler oder auch ein ganzes Team der NBA ein Jahr lang zu begleiten und am Ende einen Titel zu gewinnen. Aber vor allem geht es mir darum, in vielen Jahren immer noch zu fotografieren und damit glücklich zu sein. Eine gewisse Relevanz zu schaffen und relevante Bilder zu schießen ist das große Ziel, auf das ich weiterhin hinarbeiten möchte. 

COVERED: Deine Kamera ist Werkzeug und ständiger Begleiter. Ist sie denn eigentlich versichert?

Philipp: Meine Kamera und das Equipment sind über eine spezielle Kameraversicherung quasi gegen alles versichert: Sowohl bei Diebstahl als auch bei Eigenverschulden. Die Kamera ist ein Werkzeug und mit dem muss man auch manchmal ein bisschen rougher umgehen. Ich habe sie dabei, wenn es regnet oder schneit, bei Kälte und Hitze und ab und an fällt sie auch runter. Außer gegen Atom- und Kriegseinwirkungen ist sie gegen alles versichert. Auch Laptop, Akkus, Speicherkarten, Rucksack u. v. m. kann man mitversichern.

Emotionaler Gegenstand und Werkzeug in einem: Philipps Kamera

COVERED: Welche Versicherungen hast du als selbstständiger Fotograf und warum sind sie wichtig?

Philipp: Versicherungen braucht man solange nicht, bis etwas passiert. Aber wenn etwas passiert, ist es gut, dass man sie hat. Ich habe eine Geschäftshaftpflicht und eine Privathaftpflicht und eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Die habe ich mir alle step by step zugelegt. Irgendwann weiß man dann, dass man jetzt alles hat, was man braucht und das ist ein gutes Gefühl. 

COVERED: Vielen Dank Philipp für das Gespräch. Es war sehr interessant, die Welt aus deiner Perspektive zu betrachten und es war spannend, dich als Fotografen auch einmal vor die Kamera zu locken. Wenn ihr mehr über Philipps Arbeit wissen wollt, dann schaut doch auch einmal auf seiner Website, bei Instagram oder dem YouTube-Kanal vorbei.

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Einen kleinen Einblick in den spannenden Arbeitsalltag von Philipp Reinhard bekommt ihr hier.

Beim Spiel Deutschland-Saudi Arabien am 8. Juni 2018 in Leverkusen © Philipp Reinhard
Der erste Heimsieg der HAKRO Merlins Crailsheim gegen Alba Berlin am 8. März 2020 © Philipp Reinhard
In einem Skatepark in Köln © Philipp Reinhard


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