Seit er 17 ist, gilt er als Wunderkind der Kunstwelt. Und tatsächlich liest sich Leon Löwentrauts Geschichte wie ein wahr gewordenes Märchen: als Kind greift er zu Papier und Buntstiften und sagt, dass er Künstler werden will. Seine Eltern, die bis dato mit Kunst nicht viel zu tun hatten, unterstützen ihn. Erste Ausstellungen folgen, schnell sind Galeristen und Sammler angetan. Ein paar Jahre später ist der Junge aus Düsseldorf ein gefeierter Star der internationalen Kunstszene, der mit Picasso verglichen wird. Seine Bilder erzielen fünfstellige Summen, er reist um die Welt. In diesem Jahr steht er auf der Forbes „30 under 30“ Liste. Mit erst 22 Jahren.
COVERED trifft Leon am Frankfurter Flughafen bei der Enthüllung seines Kunstwerks „Global Gate“, ein 21 Meter hohes und 24 Meter breites Monument aus Schiffscontainern, das an das Brandenburger Tor erinnert. Das imposante Werk ist mit einem Gewebe bespannt und bedruckt mit lösungsmittelfreien Farben. Darauf zu sehen: Leons farbenprächtige Malerei und Schwarz-Weiß-Fotografien von 200 Kindern. Mit dem Kunstwerk unterstützt er die Kampagne #Art4GlobalGoals. Für die Kampagne malte er – mit Unterstützung der UNESCO, der YOU Stiftung und Geuer & Geuer Art – in seinem unverkennbaren Stil die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN, die sich unter anderem für Bildung, Frieden und Gerechtigkeit weltweit einsetzen.
COVERED: Was bedeutet es dir, in diesen Zeiten der Pandemie ein Kunstwerk vorzustellen, das so eindrucksvoll für Veränderung steht?
Leon: Ich finde, dass wir trotz der schwierigen Lage auch unheimlich viele Chancen haben. Das darf man nie vergessen. Das Global Gate trägt die 17 Nachhaltigkeitsziele der United Nations, die darauf abgebildet sind, in die Welt. Mir als Künstler wurde die Möglichkeit gegeben, diese Goals zu interpretieren, und jetzt gehen sie auf Weltreise. Das ist eine Chance, allen Menschen auf der Erde einen Spiegel vorzuhalten, damit sie sich mehr Gedanken darüber machen, wie sie ihr Leben nachhaltiger gestalten können.
COVERED: Was heißt denn für dich „nachhaltig“?
Leon: Seinen Konsum mehr zu überdenken und für sich guten Gewissens sagen zu können: Ja, ich hab so gehandelt, dass ich die Welt so hinterlassen kann, wie es die Nachwelt und die kommenden Generationen von mir erwarten können. Sie möchten ja auf einem genauso schönen Planeten leben wie wir. Das Thema Nachhaltigkeit ist so präsent wie noch nie, und es betrifft jeden von uns. Die Hoffnung wieder mehr in den Vordergrund zu stellen und die Möglichkeiten, die wir trotz allem immer noch haben – das werden wir durch dieses Tor definitiv schaffen.
„Jeder, der hinter seinem Traum steht und die Hoffnung nie verliert, wird es auch irgendwann schaffen“
COVERED: Du sagtest gerade „Hoffnung“. Was bedeutet Hoffnung für dich persönlich?
Leon: Hoffnung ist für mich immer ein Antrieb für Visionen, für Träume, die man verwirklichen möchte. An der Umsetzung muss man hart arbeiten und man darf die Hoffnung niemals aufgeben. Jeder, der hinter seinem Traum steht und die Hoffnung nie verliert, wird es auch irgendwann schaffen. So hab ich das mein ganzes Leben lang gemacht.
COVERED: Klingt nach Glückssträhne pur …
Leon: Ich habe natürlich auch immer wieder erlebt, dass manche Leute mir meine Träume und Visionen ausreden wollten, weil sie selber keinen Sinn darin gesehen haben. Aber ich glaube, dass diese Menschen schon viele schlechte Erfahrungen gemacht haben, die ihnen ihre Träume und Visionen genommen haben. Für mich ist es sehr wichtig, dass ich mir immer bewahrt habe frei zu sein, kreativ zu sein und das machen zu können, was man liebt und im besten Fall sogar auch noch davon leben zu können – was gibt es Besseres? Und weil ich die Erfahrung selbst gemacht habe, kann ich nur jedem mit auf den Weg geben, die Hoffnung niemals aufzugeben, sich vielleicht auch am Global Gate zu orientieren, vielleicht sogar mal darunter durchzulaufen.
„Was hier mit dem Global Gate dargestellt ist, das die pure Hoffnung, das ist die pure Zukunft, das ist die pure Nachhaltigkeit“
COVERED: Welche Ideen und Gedanken haben dich denn zum Global Gate inspiriert?
Leon: Ich habe mich ja schon während meiner Arbeit für die Kampagne #Art4GlobalGoals mit den Themen „Nachhaltigkeit“ und „Zukunft“ beschäftigt. Da habe ich mir überlegt, wie man diese Themen, die wirklich uns alle angehen, noch sichtbarer machen kann. Was hier mit dem Global Gate dargestellt ist, das die pure Hoffnung, das ist die pure Zukunft, das ist die pure Nachhaltigkeit. Die vielen Kindergesichter mit den leuchtenden Augen, die man an den Innenseiten des Tores sieht, bringen das gut rüber. Als ich die Fotos gemacht habe, habe ich den Kindern die Frage gestellt: „Was ist für dich Zukunft?“ Sie haben die unterschiedlichsten Berufswünsche geäußert und mir erzählt, was sie mal erreichen wollen, wie sie sich die Welt in 20 Jahren vorstellen. Die Antworten waren sehr unterschiedlich, aber alle waren visionär. Das hat mich begeistert, ich habe viel Hoffnung gespürt und ich glaube, dass wir eine Menge von den Kindern lernen können.
COVERED: Kennst du das denn auch, dass man mal weniger positiv ist? Wie motivierst du dich in solchen Momenten?
Leon: Auch vor der Pandemie wussten wir nicht, was uns die nächsten fünf Jahre bringen würden. Wir sind alle keine Hellseher. Wir können natürlich den Kopf in den Sand stecken. Wir können aber auch all unseren Mut zusammennehmen und Gas geben, wir können uns Ziele setzen, egal wie lange es dauert, sie umzusetzen, es läuft eben nicht immer alles glatt. Mir persönlich gibt die Kunst Mut und Hoffnung. Sie motiviert mich immer wieder neu, niemals aufzugeben. Aber natürlich muss jeder für sich selber sehen, was sein Ventil, sein Antrieb, seine Passion sind und wo man einfach auch mal abschalten kann. Bei mir ist es die Kunst.
COVERED: Hat dich die Corona-Zeit in deinem künstlerischen Schaffen nochmal anders beeinflusst?
Leon: Dadurch, dass wir ja alle viel mehr Zeit hatten, weil wir zu Hause bleiben mussten, konnte ich mich noch mehr mit meiner Kunst auseinandersetzen. Ich habe noch mehr Zeit im Atelier verbracht und ich hatte das große Glück, dass ich, bevor im Frühjahr die Pandemie losging, noch auf Bali war. Als ich wieder zu Hause war, ging Corona richtig los, dann folgte der Lockdown. Ich konnte meine ganzen Reise-Eindrücke ins Atelier mitnehmen und dort umsetzen. Ich habe dann eine riesige Bali-Serie gemalt. Also auch daraus hat sich letztendlich etwas Gutes entwickelt.
COVERED: Aus jeder Krise kommt also etwas Gutes?
Leon: Ja, wenn man es zulässt und seinen Mut zusammennimmt. Man muss hart arbeiten, ehrgeizig sein und etwas erreichen wollen.
COVERED: Hat Kunst auch etwas Heilsames?
Leon: Absolut. Wenn ich im Atelier bin und male, gibt mir der künstlerische Prozess unglaublich viel Kraft. Das ist für mich wie eine Art Hypnose. Wenn ich male, vergehen die Stunden wie im Flug. Ich denke, ich male gerade erst ein paar Minuten, und in Wirklichkeit sind schon fünf Stunden rum. Ich vergesse das Hungergefühl, ich bin einfach in meinem Film, in meiner eigenen Welt, aus der ich nicht so schnell wieder rauskomme.
COVERED: Vielen Dank, Leon, für dieses Gespräch. Wir sind sehr gespannt, womit du uns als nächstes inspirieren wirst!
Mehr Infos zu Leon und seiner Kunst unter: www.leonloewentraut.de oder www.geuer-geuer-art.de/leon-loewentraut.
Alles Wissenwerte zu Global Gate gibt es hier.