COVERED: Hi Arinze, wir freuen uns, dich heute in deiner gemütlichen Kamin-beheizten Altbau-Wohnung im schönen Berlin zu treffen und bedanken uns für die prickelnde Erfrischung. Viele, die sich in der Start-up-Szene der Hauptstadt bewegen und gern Malzbier trinken, kennen dich. Auch wir wollen dich heute besser kennenlernen.
Arinze: Hallo, mein Name ist Arinze Odenigbo, geboren bin ich in Nigeria. Ich kam mit sieben Jahren nach Deutschland und 2012 dann nach Berlin. Ich habe in meinem Leben bereits einige Stationen hinter mir, sodass Heimat für mich kein Ort ist, sondern da, wo meine Leute sind. Noch nie habe ich mich an einem anderen Ort wohler gefühlt, als in Berlin. Hier habe ich auch viele meiner Leute gefunden und nenne es daher auch meine neue Heimat. Ich bin als Rechtsanwalt tätig und begleite Gründer, Start-ups und Unternehmen bei Unternehmensgründungen und den wichtigsten rechtlichen Schritten danach. Ich kann meine Erfahrung aus meinen nicht-juristischen Rollen in einigen Berliner Start-ups gut einbringen. Außerdem bin ich Papa eines mittlerweile 3-jährigen Sohnes und bringe gerade – last but not least – als Mitgründer von Berliner Malz, eine Neuinterpretation des ikonischen Getränks auf den Markt.
COVERED: Kannst du uns in ein paar Sätzen beschreiben, wie es zur Entstehung von Berliner Malz kam?
Arinze: Berliner Malz ist eine Malzbiermarke, die aus einer Schnapsidee, ganz ohne Alkohol, entstanden ist. Meine Freundin war schwanger und gemeinsam mit ihr schauten wir uns nach Alternativen auf dem Markt der alkoholfreien Getränke um. Dabei stießen wir auf Malzbier und tranken regelmäßig abends eine Flasche. Dabei wurden alte Erinnerungen in mir wach. Ich erinnere mich genau, wie mir mein Vater in Nigeria nach der Arbeit öfter mal ein Malzbier mitbrachte und ich mit den Erwachsenen anstoßen durfte, ganz wie ein Großer. In Westafrika wurde ein Malzbier, wie hier ein Überraschungsei, gerne als kleiner Liebesbeweis mit nach Hause gebracht. Außerdem habe ich mich gegenüber meiner Freundin in ihrer Schwangerschaft solidarisch zeigen wollen (lacht) oder müssen? Zusammen haben wir also angefangen, unsere eigenen kleinen Malzbier-Tastings zu haben, mit allen möglichen Marken, die wir im Einzelhandel und in den Spätis finden konnten. Leider stellten wir fest, dass die meisten Sorten zu süß und auch keinen Bio-Standard hatten.
„Um eine Marke zu etablieren, braucht es mehr als nur eine Idee“
COVERED: Und dann dachtest du: „Wenn es mir nicht schmeckt, produzier ich jetzt mein eigenes”?
Arinze: So einfach war es leider nicht. Um eine Marke zu etablieren, braucht es schon ein bisschen mehr, als nur eine Idee. Ich trug die Idee des eigenen Malzbiers einige Zeit mit mir herum. Der entscheidende Push kam aber erst bei einem Treffen mit einem guten Freund und meinem jetzigen Business-Partner Richy Ugwu. Wir sprachen darüber, wie jeder in der Startup-Tech-Bubble gerade eine App entwickelt und wir doch eher das Bedürfnis haben, ein richtiges Produkt zu schaffen. Etwas echtes, das man anfassen und spüren, bestenfalls sogar schmecken kann. Ein Produkt, mit dem wir anderen Menschen etwas Gutes tun können. Ich sagte dann zu ihm: „Wie wär's mit einem Malzbier?"
COVERED: Wer trinkt das denn heute überhaupt noch?
Arinze: Genau das hatte sich Richy an diesem Abend auch gefragt. 100 Prozent überzeugen konnte ihn dann aber seine Freundin, die uns zuhörte, ihren Kopf ins Wohnzimmer steckte und mit weit aufgerissenen Augen sagte: „Ich! Ich trinke Malzbier. Ich gehe mehrmals die Woche den langen Weg nach Hause, um in einem ganz bestimmten Getränkecenter ein ganz bestimmtes Malzbier zu kaufen”. Mit einer spontanen Marktrecherche am selben Abend stellten wir dann die These auf, dass wenn es wie sie noch ein paar andere gibt, die regelmäßig Malzbier trinken, dann sind wir gerade auf etwas sehr Spannendes gestoßen. An diesem Abend haben wir den Sprung gewagt und nicht mehr zurückgeschaut. Jetzt haben wir mit Kasia Bartusch, unserer Co-Founderin mit Industrie-Expertise gegründet und erleben zu dritt einen weiteren Push. Berliner Malz gibt es mittlerweile bei Rewe, Edeka, Amazon, Foodist und natürlich auch auf berliner-malz.de.
COVERED: Darf man überhaupt Malzbier sagen? Oder Malzgetränk? Oder doch eher Malztrunk?
Arinze: Ja, wir sagen Malzbier, denn eigentlich ist die Basis von Malzbier ein alkoholfreies Bier. Das mit der Bezeichnung ist allerdings nicht ganz einfach und die Geschichte, die dahinter steckt, ziemlich interessant. In den 50er-Jahren ging es der deutschen Wirtschaft nicht besonders gut und die Bierbrauer aus Bayern befürchteten, Umsatz zu verlieren, wenn plötzlich statt einem oder zwei Bier pro Tag, Malzbier konsumiert wird. Durch eine Entscheidung des Oberlandesgerichts in Bayern wurde verfügt, dass Malzbier sich aufgrund des Reinheitsgebots Malztrunk nennen muss, wenn Zusätze darin enthalten sind. Obwohl es nur natürliche Rohstoffe sind, dürfen wir es streng genommen nicht Bier nennen. Aber verrat es keinem (zwinkert).
COVERED: Was ist sonst noch revolutionär? Eure Produktion? Eure Vision? Eure Kunden?
Arinze: Wir achten kompromisslos darauf, dass die Produktion nur mit nachhaltigen Rohstoffen stattfindet. Das unterscheidet uns von den Produkten des Massenkonsums. Wir brauen in kleineren Handmanufrakturen, die sich der Nachhaltigkeit verpflichtet haben und planen 2021 mit einer beliebten Berliner Brauerei zu kollaborieren. Für uns sind die Kriterien: bio, vegan und regional ein neuer Standard, die Baseline von der wir starten wollen. Wir wollen es für uns nicht anders und glauben, dass es unsere Kunden auch so wünschen. Das sind Menschen, die nach einer bewussten und gesunden Lebensführung suchen und ihrem Körper etwas Gutes tun möchten.
„Mein Lebensmotto:
Sport, Lachen und Malzbier“
COVERED: Für Viele wurde eine gesunde Lebensführung, besonders durch die Pandemie, immer wichtiger. Wie sieht es bei dir aus?
Arinze: „One Berliner Malz a day, keeps the doctor away." Gerade im Winter leiden wir ja fast alle an Mineral- und Vitaminmangel. Für mich sind tägliche Vitamin D Tropfen und natürlich Malzbier unverzichtbar. Aber auch mein Rhythmus ist unglaublich wichtig, die täglichen Check-ins mit den Kollegen und die entspannte Zeit mit meinem Kleinen. Und Comedy schätze ich jetzt noch mehr. Ein Lachen ist ein guter Weg, durch diese herausfordernde Zeit zu kommen. Mein Freundeskreis ist sehr aktiv. Bei vielen meiner Freunde habe ich bemerkt, dass sie seit Corona nach Möglichkeiten suchen, sich physisch und psychisch fit zu halten, sei es durch Meditation, Yoga, Running, Home-Workouts uvm. Dazu passt natürlich auch der Verzicht auf Alkohol. Ebenso wichtig ist eine gesunde, nährstoffreiche Ernährung, um zum Beispiel nach dem Sport die verbrauchten Energiereserven wieder richtig aufzuladen. Mein Lebensmotto: Sport, Lachen und Malzbier.
COVERED: Coca-Cola beruht auf einem gut gehüteten Geheimrezept, das viele Menschen nachzuahmen versuchen. Verrätst du uns, euer Geheimrezept – so ganz unter uns?
Arinze: Gute Frage, nächste Frage!
COVERED: Lass unsere Leser von deiner Expertise profitieren und gib uns drei Durchblick-Tipps aus deinen Fachgebieten. Go!
Arinze: Ich habe mich selbständig gemacht, als ich Vater wurde. Dabei hörte ich immer Zweifler sagen, warum verlässt du die Sicherheit eines gut bezahlten Jobs? Rückblickend kann ich nur sagen, es war die beste Entscheidung meines Lebens. Ich habe seit dieser Zeit eine neue Währung für mich entdeckt: meine eigene Zeit. Diese investier ich jetzt umso lieber in mich und meine Liebsten. Vätern und Müttern empfehle ich, so viel Zeit wie möglich mit ihren Kindern zu verbringen. Ich lerne gerade so viel von meinem Sohn, vor allem über meine eigene Kommunikation. Das sind Dinge, die man nicht in einem Workshop lernen kann. Die Art und Weise, wie er mir antwortet, zeigt mir, dass ich manchmal meine Fragen oder Antworten besser formulieren muss, damit Missverständnisse gar nicht erst entstehen.
Einen Tipp, den ich selbst vor einiger Zeit selbst erhalten habe und den ich an zukünftige Rechtsanwälte weitergebe: Häng schon so früh wie möglich mit anderen Menschen außerhalb deiner Profession ab. Such dir Leute, die auf anderen Gebieten Experten sind. Vor allem jene, die du noch nicht beherrschst. Damit baust du dir schon früh ein Netzwerk auf, dass divers aufgestellt ist und sich entsprechend ergänzt. Dadurch habe ich zum einen gelernt, eine andere Perspektive auf meinen Beruf zu bekommen und zum anderen ist unter diesen Kontakten heute der ein oder andere Klient daraus geworden – und umgekehrt.
Tipps für Unternehmer? Wenn du als Founder wirklich etwas Neues kreierst, ein neues Produkt oder eine Dienstleistung auf den Markt bringst, die es noch nicht gibt, dann ist diese einzigartig. Du kannst natürlich auf Best Practices und Mentoren schauen. Dein ganz persönlicher Weg aber, dein Produkt oder deine Dienstleistung zu entwickeln und anzubieten, macht es erst besonders. Grundsätzlich würde ich empfehlen, sich nicht vorschreiben zu lassen, wie man Dinge tun soll. Stelle alles in Frage, wenn es schon immer so gemacht wurde und stelle sicher, dass du den Raum und die Zeit hast, deine eigene Vision zu verwirklichen.
Danke Arinze für das tolle und inspirierende Gespräch. Wenn ihr jetzt durstig seid und mehr über Berliner Malz oder Arinze selbst erfahren wollt, klickt doch mal rein. Berliner Malz findet ihr auf Instagram und Arinze auch.