... und dabei gleichzeitig mit überholten Tabuthemen wie Menstruation und Masturbation aufräumen. Ein Trend, der in den USA dank Stars wie Gwyneth Paltrow und Dakota Johnson schon länger Beachtung findet, in Deutschland aber noch weitgehend unbekannt ist – bis jetzt!
Wie die nevernot-Founderinnen und Wahl-Berlinerinnen das ändern wollen, warum ein Tampon in Wolkenform das Herzstück des Unternehmens ist und was sich eigentlich genau hinter dem Stichwort „Sexual Wellness” verbirgt, – darüber haben wir mit Katha und Anna in unserem neuesten COVERED-Interview geredet.
COVERED: Schön, dass ihr heute Zeit für uns habt! Bevor wir mit unseren Fragen wortwörtlich ans Eingemachte gehen, würden wir erst mal gerne noch etwas mehr über euch erfahren. Wie habt ihr beide euch eigentlich kennengelernt und hättet ihr je gedacht, irgendwann mal mit eigenen Produkten Tabus rund um das Thema Menstruation, Masturbation und Intimpflege und zu brechen?
Katha: Anna und ich haben uns in unserem letzten Job kennengelernt. Wir haben beide in einem Tech-Start-up gearbeitet, dessen Ziel es war, die Copyrights der Musikindustrie über die Blockchain-Technologie abzuwickeln. Also was ganz anderes als jetzt. Unsere Aufgaben waren aber damals schon ähnlich aufgeteilt wie heute bei nevernot. Anna war Head of Finance und ich Head of Marketing und Business Development. Die Idee, den Soft-Tampon auf den Markt zu bringen, hatte ich schon länger. Nur noch nicht den richtigen Partner oder die richtige Partnerin, bis ich Anna kennengelernt habe.
Anna: Heute ist das wahrscheinlich das, was uns als Gründungsteam erfolgreich macht. Bevor wir nevernot gegründet haben, waren wir in erster Linie Kolleginnen und nicht Freundinnen. Wir wussten von Tag eins an, wie die jeweils andere arbeitet und wo beruflich die Stärken und Schwächen liegen. So haben wir uns viele böse Überraschungen im Alltag gespart, die auf andere Gründer:innen zukommen, wenn sie anfangen, miteinander zu arbeiten.
COVERED: Eigentlich sollte man ja in Interviews nicht gleich den Groupie raushängen lassen, aber was solls: Wir finden eure Produkte richtig cool und sind geflasht, dass ihr vor nicht einmal zwei Jahren inmitten der Coronakrise durchgestartet seid! Das hätten sich viele nicht getraut. Was hat euch den Mut gegeben, eure vorherigen Jobs zu kündigen und es einfach zu versuchen?
Katha: Wie Anna eben schon gesagt hat: Wir wussten, dass wir als Team sehr gut funktionieren und waren überzeugt von unserer Idee, mit nevernot DEINE go-to Intimate Wellness Brand zu gründen.
Anna: Außerdem haben wir zunächst zu zweit angefangen. In Kathas Wohnzimmer, ohne Team. Im Gegensatz zu größeren Firmen mussten wir keine Mitarbeiter:innen und Teams im Home Office koordinieren, der Fokus lag zu 100 % auf nevernot.
COVERED: Und war euch während der Gründungsphase oder danach in irgendeinem Moment mal bange, dass das ganze Unternehmen scheitern könnte? Und wenn ja, habt ihr Tipps für Menschen, die mit einer kreativen Idee vielleicht genau an der Stelle stehen wie ihr damals?
Anna: Gründen ist eine Achterbahnfahrt. Das macht nicht jedem Spaß, aber mit recht gibt es eine Menge Menschen, die darauf stehen. Im Freizeitpark oder auch im Berufsleben. Natürlich gibt es immer wieder Momente, in denen wir die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und uns fragen, wie es weiter geht, aber Scheitern war bisher noch kein Thema bei uns.
Katha: Generell werden die Probleme mit der Zeit größer, aber die Nerven auch deutlich stärker. Das kommt durch die Erfahrung und wenn man zurückblickt und sieht, welche Hürden man in der Zeit der Gründung überwunden hat, dann lässt einen das optimistisch in die Zukunft blicken. Genereller Tipp: Nicht alleine gründen! Ein:e Co-Founder:in bringt nicht nur zusätzliche Qualitäten mit sich, sondern ist dein:e Freund:in, dein:e Sparring-Partner:in und Therapeut:in und ihr teilt euch den Druck, der auf allen Gründern und Gründerinnen lastet.
COVERED: Los ging es 2020 mit dem nevernot Soft-Tampon in zartrosé und Wolkenform: Im Grunde ein fadenloses Stück Schaumstoff, das in ähnlicher Form bereits seit den 70er-Jahren als Menstruationsprodukt auf dem Markt ist. Warum war es gerade jetzt Zeit für ein Tampon-Update und was zeichnet aus eurer Sicht eure Produkte besonders aus?
Anna: Man sollte nie aufhören, an sich, der Firma und seinen Produkten zu arbeiten, denn nur so wird man besser. In Schritt eins haben wir die Wölkchenform entwickelt, damit man den Tampon leichter entfernen kann als vergleichbare Produkte auf dem Markt. Das bedeutet aber noch nicht, dass wir perfekt sind. Im Gegenteil.
Katha: Wir hören unseren Kund:innen zu. Und auch unsere Customer Return Rate gibt uns Recht mit dem, was wir machen. Neben dem unendlichen Lob und der Unterstützung, die wir von ihnen bekommen, gibt es aber auch Kritik, Wünsche und Ideen aus der Community, die wir umsetzen, wenn möglich. Die letzten 1.5 Jahre haben wir zugehört und Anna hat mit dem Produktentwicklungsteam alles gegeben, deshalb ist es nun fast so weit: Der nevernot-Tampon 2.0 kommt ganz bald auf den Markt.
COVERED: Ihr habt nicht nur starke Produkte, sondern auch starke Messages dahinter. Sei es euer Gründungs-Motto „Do what you want”, eure Kampagne #FuckPeriodShaming oder eure Haltung zum Thema Body Positivity vs. Body Neutrality: Ihr positioniert nevernot bewusst (und gekonnt) als Sexual Health & Wellness Marke und habt mittlerweile u. a. auch Duft- und Massagekerzen, Gleitgele und Intimpflegetücher in eurem Sortiment. Aber was versteht man eigentlich unter dem Wohlfühl-Trend Sexual Wellness?
Anna: Vor vier Wochen haben wir noch den Smoothie gelauncht, ein Anti-Wundreib-Gel für die Haut, da unfassbar viele Menschen sich im Sommer wunde Innenschenkel laufen durch die Hitze und den Schweiß. Wir probieren mit unseren Produkten Probleme zu lösen, die viele haben, aber über die meistens nicht gesprochen wird – aus Scham, oder weil es keine guten oder qualitativ hochwertigen Lösungen gibt. Viele dieser Probleme haben mit den Themen Sexualität und Intimität zu tun.
Katha: Gleichzeitig poppt eine Kosmetik-Brand nach der anderen auf. Alle werben mit großartigen Inhaltsstoffen und echter Funktionalität. Dieselben Ansprüche haben wir auch an nevernot. Unsere Produkte müssen ‚essbar‘ sein. Warum machen wir uns Gedanken darüber, welche Produkte wir in den Haaren verwenden, aber nicht im Intimbereich? Anna entwickelt den größten Teil unserer Rezepturen gemeinsam mit einem Naturkosmetikhersteller. nevernot ist quasi die erste Beauty-Brand für Sex.
COVERED: Stichwort Self-Care und Selbstliebe: Manchmal ist es leichter gesagt als getan, gut zu sich selbst zu sein und die eigenen Bedürfnisse nicht nur zu kennen, sondern auf sie zu hören und ihnen nachzugehen. Ist das etwas, was ihr im Laufe eures Lebens auch erst lernen musstet?
Katha: Definitiv. Self-Care ist der Weg und Self-Love ist das Ziel. Obwohl ich nicht denke, dass man sich jeden Tag selber lieben kann. Deswegen sprechen wir uns bei nevernot ganz klar für Body Neutrality aus, bevor wir Body Positivity predigen.
COVERED: Wir sind neugierig: Arbeitet ihr gerade schon an weiteren Produkten, auf die sich unsere Intimbereiche in Zukunft freuen können?
Anna: Wir sind jetzt schon in der Planung für 2023. Für dieses Jahr kann ich bereits verraten, dass wir noch vier weitere Produkte launchen. Zwei davon sind Produktlinien und auch hier ist wieder alles dabei, was ihr von nevernot erwartet: Sexy-Time, high quality und echte Problemlöser. Der nevernot Tampon 2.0 ist unser nächster Launch. Eine Care-Linie folgt im August.
COVERED: Das ist ja nicht mehr lange hin, wir sind gespannt. Danke nochmal für das Gespräch und viel Erfolg weiterhin für euer Start-up!